Bei der Debatte um die Generation Z und ihre Arbeitsmoral kommt man um diesen Begriff nicht herum: Work-Life-Balance. Doch ist der Wunsch nach einem ausgewogenem Alltag wirklich nur ein Ding der Jüngeren?
Früher war sie im Marketing tätig: „In meinem Berufsleben habe ich gesehen, wie Kollegen in einen Burnout und Depressionen gerutscht sind – bis hin zum Suizid“, sagt Julia Pedak. Die 35-Jährige wollte nicht in die Fußstapfen ihrer Kollegen treten und dachte darüber nach, wie es für sie weitergehen kann – heute ist sie Work-Life-Balance-Coachin. Ihr Coaching-Angebot nehmen vor allem Frauen wahr. Ihre Klienten kommen vor allem aus der Generation Y (1981 bis 1994 geboren). Sie glaubt, dass das am Geldfaktor liegt, jüngere können sich nach ihrer Einschätzung ein Coaching nicht leisten. Die Menschen, die zu ihr kommen, haben einen akademischen Hintergrund und arbeiten teilweise in Führungspositionen. Dass die Work-Life-Balance eine akademische Sache ist, glaubt Pedak aber dennoch nicht. „Ein Mensch an der Kasse hat nicht weniger Stress als einer in einem Büro“, sagt sie.
Bei dem Wunsch ihrer Klienten nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance scheint aus ihrer Sicht keine Faulheit durch, auch nicht bei denen, die zur Generation Z gehören. „Im Gegenteil, sie sind sehr fleißig und möchten mehr machen“, sagt sie. Auf das Vorurteil, der individuelle Fokus auf der Work-Life-Balance sei nicht gut für die Wirtschaft, hat Pedak eine klare Antwort: „Wenn die Menschen durch die Arbeit weniger krank werden, können weniger Kosten für das Gesundheitssystem entstehen und die Arbeit kann produktiver werden.“
Dieser Artikel von Selina Stiegler erschien zuerst am 12.09.2023 online im General-Anzeiger.
In der Printausgabe des General-Anzeigers erschien der Text am 18.09.2023 in der Serie „Lebensbereiche der Generation Z“: